Anfrage

In letzter Zeit wurden wir mit Fragen konfrontiert, ob es sinnvoll ist, einem Verein beizutreten.

Euphorische oft junge Menschen haben das Bedürfnis ihr Hobby mit anderen zu teilen.

Das Beantragen einer Mitgliedschaft in einem Verein ist aber eine persönliche Entscheidung, die einem niemand abnehmen kann.

Folgende Entscheidungshilfen könnten im Einzelfall vielleicht hilfreich sein:

Akzeptieren Sie keine automatische, vorläufige Mitgliedschaft, die Sie nach einem Jahr kündigen müssen. Das ist „Bauernfängerei“ und m. E. juristisch nicht zulässig.

Lassen Sie sich vor der Beantragung einer Mitgliedschaft die jeweiligen Satzungen und Ordnungen zusenden. Überprüfen Sie, ob Sie mit diesen Regularien, an die Sie später gebunden sind, konform gehen können.

Lassen Sie sich schriftlich bestätigen, ob der Verein als gemeinnützig anerkannt ist.

Nehmen Sie Kontakt zu den einzelnen Vorstandsmitgliedern auf. Durch private Gespräche erkennen Sie schnell, ob Ihnen diese Menschen von ihrer Art und Mentalität liegen, denn der Mensch ist (häufig), wie er spricht. Unhöflichkeiten oder zu viel Geschwätzigkeit sollten für Sie ein Zeichen sein, den Sachverhalt noch einmal zu überdenken.

Jeder Verein muss bei der Mitgliederversammlung seine Bilanzierung vorlegen und anschließend im Nachrichtenheft veröffentlichen. Lassen Sie sich diese zuschicken und werfen Sie einen Blick auf die finanzielle Situation. Es wäre schade, wenn Sie durch die Mitgliedschaft auch gleichzeitig einen Schuldenanteil des Vereins übertragen bekämen.

Haben Sie dabei besonders hohe, sehr allgemein aufgeschlüsselte Posten im Auge, hier könnte „der Fisch vom Kopf her stinken.“ Denn leider gibt es auch überschuldete Vereine oder welche, die Nachzahlungen an das Finanzamt aufgrund von Misswirtschaft verschleiern. Dadurch macht sich der Vorstand zwar strafbar, aber das hilft Ihnen persönlich auch nicht weiter.

Machen Sie sich ein Bild von den Aktivitäten des vorherigen Jahres und überlegen Sie, ob Sie bei solchen Veranstaltungen dabei sein wollen.

Sollte der Verein über ein Nachrichtenheft verfügen, lassen Sie sich ein Probeexemplar zuschicken. Das Heft sollte nicht nur aus Fotomontagen zwecks Werbung über Vorhaben einzelner Mitglieder bestehen, sondern auch fundierte für Sie nachvollziehbare Beiträge enthalten.

Und sollten Sie trotz reiflicher Überlegung nach einiger Zeit feststellen in dem entsprechenden Verein fehl am Platz zu sein, haben Sie die Möglichkeit fristgerecht zu kündigen und wieder auszusteigen.

Wir hoffen, Ihnen weitergeholfen zu haben.

Richard Didicher

Vereine in Deutschland

Wieder hat eine Umfrage ergeben, dass der Berufsalltag für die meisten Menschen keine Erfüllung bedeutet. Hierarchische betriebliche Strukturen lassen für den Einzelnen wenig Spielraum.

Umso wichtiger sind Aktivitäten, die nicht mit dem Arbeitsplatz zusammenhängen. Häufig bietet die Welt der Vereine ein Kontrastprogramm zum Berufsleben.

Doch die Vorstellung, dass hier eine direkte Demokratie gelebt wird und gemeinsame Ideale verwirklicht werden, ist häufig nur ein schöner Schein.

Jeder eingetragene Verein verfügt über feste Strukturen, einen Vorstand und eine Satzung. Ein Vorstandsamt ist mit Arbeitsaufwand verbunden, also hält sich normalerweise die Begeisterung für ein solches Amt zu kandidieren in Grenzen.

Das Vereinsrecht empfiehlt zwar, nur bei vorhandenen Befähigungen und Kenntnissen ein Amt anzunehmen, doch nicht selten lassen sich Vereinsmitglieder dann in Vorstandsämter wählen, wenn sie dem Geltungsdrang unterliegen, einmal im Leben über andere zu bestimmen.

Sprachkompetenz, juristische Kenntnisse und Erfahrung in Menschenführung bleiben Fremdwörter.

Manchen Funktionären bereitet sogar das Lesen und Verstehen der Satzung Schwierigkeiten und dabei gibt es nebenbei noch kompliziert formulierte Ordnungen, die auch verstanden werden müssen.

„Halb so wild“ denkt man, schließlich handelt es sich ja nur um ein Hobby. Falsch gedacht, denn der Verein ist eine juristische Person und besitzt Rechtsfähigkeit und der Vorstand haftet bei fahrlässigem Handeln.

Kostspielige juristische Auseinandersetzungen, die manchmal beim Oberlandesgericht enden, sind vorprogrammiert. Finanziert werden diese natürlich durch die Mitglieder.

Mitgliedsbeiträge müssen zusätzlich noch für einiges herhalten:

Pauschale, überzogene Telefonkosten,

Zuwendungen kaschiert als Büromaterial oder kostspielige Übernachtungen.

Und wenn es ganz hart kommt, wird eine Finka in Spanien oder ein Urlaub in der Dominikanischen Republik damit finanziert oder die Haushaltskasse wird aufgestockt. Da kommen leicht mal vier- bis fünfstellige Summen zusammen.

Wenn man überlegt, dass viele langjährige Mitglieder diese Exzesse von ihrer Rente abzweigen, ist dies ein Skandal.

Eine pragmatische Lösung wäre, die Mitgliedsbeiträge in der Vereinswelt nicht ständig zu erhöhen, sondern einfach auf das Nötigste zu reduzieren.

Wer ein Ehrenamt annimmt, sollte wissen, dass keine finanziellen Zuwendungen damit verbunden sind.

Auch sollte man die Interessen des Vereins und nicht die eigenen in den Vordergrund stellen.