03.08..2019

Richard Didicher: Zwei Setter auf der Suche nach den Kinderhänden  (Teil 2)

Fortsetzung

Am Abend, als der Vater von der Arbeit kam, lief ihm Bridget entgegen und berichtete ihm von dem Lob ihrer Lehrerin für ihre guten Leistungen. Sie bemühte sich den ganzen Abend alles richtig zu machen. Den Eltern war das unheimlich, so dass der Vater beim Abendessen in seiner direkten Art sie fragte: „Bridget, spann uns nicht weiter auf die Folter, nenn uns den Anlass für deine Bemühungen, was wünscht du dir?“

Die Antwort kam prompt: „ Ich wünsche mir zum Geburtstag für dieses Jahr und die nächsten Jahre bis ich achtzehn bin, nur ein Geschenk: den kleinen Charlie.“

Sie erklärte ihrem Vater, dass das der kleine Welpe aus McDonnels Schuppen sei.

Der Vater machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte: „Das wird schwer möglich sein, der alte Geizkragen verkauft seine Hunde in die ganze Welt, da er sich einen Namen gemacht hat. Dass er oft selbst nicht weiß, welches die Eltern sind, interessiert ihn nicht, dafür aber muss der Preis stimmen.

Für einen Hund müsste ich einen Monat arbeiten und du weißt, dass unsere Waschmaschine schon seit Monaten kaputt ist.“

Bridget ging traurig zu Bett und tröstete sich, dass ihr noch einige Wochen blieben, den Vater umzustimmen.

Als Bridget am nächsten Morgen in der Schule war, rief ihre Mutter Mr. Mc Donnel an und bat ihn, ihrer Tochter den kleinen Hund zu schenken.

Er war recht ungehalten und erklärte ihr schroff, dass dieser bereits nach Deutschland verkauft sei und die Mutterhündin gleich mit. „Bei so vielen gefleckten Welpen nimmt mir doch bald keiner mehr ab, dass es rote Setter sein sollen“, sagte er polternd.

Die Mutter behielt die traurige Nachricht für sich und wenn sie in den folgenden Wochen sah, wie rührend sich ihre Tochter um den Welpen kümmerte, wischte sie sich heimlich schon mal eine Träne weg.

Unbemerkt versuchte Bridget sich mit Charlie aus dem Gehöft zu schleichen, um ungestört mit ihm auf den umliegenden Wiesen spielen zu können. Wenn der Kleine müde war, nahm sie ihn in den Arm und er schmiegte seinen kleinen Kopf in die warmen Kinderhände, so wie am Tag nach seiner Geburt bei der ersten Begegnung mit Bridget.

Auch in Matlock stand nicht alles zum Besten.

Von den drei kleinen Rüden entwickelte sich nur Lovebird prächtig. Die beiden anderen kränkelten. Sie erbrachen häufig die Milch und den Brei und sie lagen am liebsten in der Wurfkiste und ruhten sich aus. Das änderte sich auch nicht, als sie etwas größer wurden.

Lovebird aber tollte mit Rachel im kleinen Garten herum und versuchte Schmetterlinge zu jagen.

Wenn er sich ganz wohl fühlte, knabberte er an Rachels Finger. Ihre Hände hatten es ihm angetan.

Eines Tages, als Rachel mit ihrer Schulklasse nachmittags im Zoo war und der Vater, da er Nachtschicht hatte, den Zaun zum Nachbargrundstück flickte, der ziemlich mitgenommen aussah, da die erwachsenen Hunde stets hochsprangen, wenn die getigerte Nachbarskatze selbstbewusst vorbeistolzierte, gesellte sich die Mutter zum Vater, um ihm ihr Herz auszuschütten:

„Nächste Woche kommt ein Mann aus Deutschland, um einen kleinen Rüden abzuholen. Es ist die einzige Nachfrage für diesen Wurf. Zwei der kleinen Rüden sind krank, Lovebird habe ich aber Rachel versprochen, was soll ich tun?“

Der Vater legte die Drahtzange zu Boden und lehnte die Rolle mit dem Maschendraht an die Hauswand:

„Ich weiß es nicht“, sagte er verbittert. Du weißt, dass wir mit der Rate für das Auto schon drei Monate hinterher sind, sie werden es pfänden und wie komme ich dann zur Arbeit? Ein Rüde im Haus mit mehreren Hündinnen, bringt Unruhe. Die Nachbarn beschweren sich sowieso ständig.“

„Ich kann das der Kleinen nicht antun“, sagte die Frau und verschwand im Haus.

„Vielleicht nimmt der Deutsche auch einen der Kleinen, wenn ich ihm im Preis entgegenkomme“, dachte sie und machte sich in der Küche zu schaffen.

Fortsetzung am nächsten Wochenende.

Nächste Folge bereits heute unter: https://tieremenschengeschichten.de.tl

 

Fortsetzung hier am nächsten Wochenende.

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