04.09.2020

Katharina & Rüdiger Aulmann: Traurige Geschichte einer Hundedame

Diese traurige Geschichte mit einem guten Ende haben wir aus der Homepage www.red-favour.de unserer Freunde Katharina und Rüdiger Aulmann.

Bei unserem letzten Besuch durften wir Hermine kennenlernen und ihr Schicksal hat uns so berührt, dass wir beschlossen, ihre Geschichte mit Zustimmung unserer Freunde auch auf unserer Homepage zu veröffentlichen.

Es ist immer wieder erschreckend, zu erfahren, was Menschen anderen Lebewesen antun können. Und man kann hilfsbereite Menschen, die sich solcher Hunde annehmen, gar nicht genug schätzen.

Auch wenn Hermine kein Setter ist, sollte ihre Geschichte veröffentlicht werden.

Die tapfere Hermine von Hermannstadt

 

Das ist Hermine. Obwohl sie uns nicht gehört, gehört sie doch fest zu unserem Rudel. In ihrem und unseren Herzen ist das klar. Sie ist fast jeden Tag beim Spaziergang und im Garten dabei, und manchmal – wenn Herrchen verreisen muss - übernachtet sie auch bei uns.  

Die bedauernswerte kleine Hermine auf dem Baumarktparkplatz in Hermannstadt...

Als sie 2015 an einem in Entstehung befindlichen Baumarkt in Hermannstadt (Rumänien) gesichtet wurde, war sie in einem erbärmlichen Zustand. Geschätzt vier Monate alt, humpelnd, verängstigt, verdreckt, chancenlos gegenüber den anderen Straßenhunden und -welpen. Aufgrund ihrer schweren Beinverletzung (bei späterem Röntgen stellte sich heraus, dass ihr Oberschenkelknochen der Länge nach durchgebrochen war) hatte sie zwei Unfälle mit Autos gehabt – sie hatte nicht schnell genug ausweichen können.

...ausgehungert, verängstigt und verletzt

Das Schlimmste waren aber ihre Gesichtsverletzungen: Man hatte ihr den Nasenrücken verbrannt (einem altertümlichen Aberglauben nach soll eine solche Verbrennung vor Staupe schützen…!), war mit dem Brandeisen abgerutscht und hatte ihr auch über einem Auge Verbrennungen zugefügt. Die Wunden verheilten mit sorgsamer Pflege, aber unübersehbare Narben sind geblieben. Eine weitere Gewalttat von Menschenhand hat zwei regelrechte Gruben in ihrer vorderen Schädeldecke hinterlassen. Bis heute zuckt ihre rechte Lefze unkontrolliert (Nervenverletzung?) – was ihr oft Probleme bringt, denn andere Hunde (und Menschen) meinen dann, sie fletsche die Zähne… 

Kaum wiederzuerkennen: ein aufmerksamer, glücklicher und spielbereiter kleiner Hund

Nach so viel Leid und Schrecken nahm ihr Leben im Sommer 2015 dann endlich eine gute Wendung: Eine junge Frau mit einem großen Herzen arbeitete vom Büro in Deutschland aus an der Planung des Baumarkts mit – und entdeckte das Tierchen auf Fotos. Ein Brandanruf bei ihrem Vater: Du MUSST diesen Hund nehmen. Geld sammeln, um Tierarzt und Flug zu bezahlen – bei der Ankunft in Deutschland waren die Tierärzte sich schnell im Klaren: Hermine läuft inzwischen ziemlich problemlos mit dem verletzten Bein, in einer Operation hätte man den Knochen, der schon viel Callus ausgebildet hatte, erneut brechen müssen – und ob das Ergebnis dann besser wäre, sei anzuzweifeln. Alle Tests auf südländische Parasitenerkrankungen fielen zum Glück negativ aus.

Hermine kuschelt soooo gerne!

Bis heute ist im Grunde kaum zu fassen, dass dieser Hund all das überlebt hat – und sich so überaus prächtig entwickelt hat. Was leider (aber nachvollziehbar) blieb, ist ihre spontane Angst vor (insbesondere dunkelhaarigen oder dunkle Mützen tragenden) Männern und ihr unbedingter Verteidigungswille gegenüber Artgenossen, die ihr ja wieder Konkurrenz sein könnten. Das macht ihre Erziehung zu einer Herausforderung. Andererseits: Wen sie ins Herz geschlossen hat, der kann sich ihrer großen Liebe und Ergebenheit sicher sein!

Hermine ist mutig, abenteuerlustig und gelehrig

Dem „Import“ ausländischer Hunde stehen wir grundsätzlich kritisch gegenüber: es werden gefährliche Krankheiten eingeschleppt und – schlimmer noch: die im Überlebenskampf auf der Straße mit wenig (und ggf. negativem) Menschenkontakt aufgewachsenen Hunde zeigen oft Verhaltensauffälligkeiten und sind nur mit sehr viel Geduld und Konsequenz zu gutem Sozialverhalten zu erziehen.

Auch hier müssen wir wieder sagen: Ohne unsere Kenntnis der Erziehung nach den Prinzipien von Natural Dogmanship wäre ein Hund wie Hermine nicht zu händeln und würde hier in Deutschland vielleicht ein noch schlechteres Leben führen müssen als in Rumänien. Eine Familie mit Kindern, die womöglich auch noch zum ersten Mal einen Hund hat, wäre rettungslos überfordert gewesen!