„Menschen/Setter“

03.10.2020 Richard Didicher:

L‘amour rouge

mit Sylvia und Dieter

L‘amour rouge, die rote Liebe auf Französisch. Ich könnte ins Schwärmen kommen: Paris, Chansons oder eine Flasche eines alten Bordeaux (von Rothschild), mein Geschenk zum 30-jährigen Zuchtjubiläum.

Ein klangvoller Name für eine „aufgehende“ Irish - Setterzucht in einem kleinen Ort im Taunus. Und wer damals die Euphorie von Sylvia und Dieter miterlebte, konnte denken, dass diese beiden jungen Menschen ein Leben lang an ihrem Traum „l‘amour rouge“ festhalten würden.

Die „Hellseher“ hätten bestimmt mit ihrer „Prognose“ Recht gehabt, wäre unsere Setter -Welt nicht übersät von stümperhaften Funktionären und Intriganten, Menschen, die einem Züchter das Leben schwer machen.

Und wer die beiden kennt, weiß auch um ihre Geradlinigkeit. Einen Feuerwehrmann Dieter „verbiegen“ zu wollen, um ihn „geschmeidig“ zu machen ( eine seiner ironischen Lieblingsformulierungen) ist ein „no go“; und Sylvia zu bevormunden führt zwangsläufig zu Widerstand.

Deshalb gibt es nur noch eine letzte wirklich rote Liebe im Taunus: Haruna l‘amour rouge mit einem elsässischen Vater und vielen französischen Ahnen im Stammbaum - ein letztes Maskottchen vergangener Tage.

Aus der roten Liebe wurde die rot-weiße Liebe und zwangsläufig werde ich heute jedes Mal in der „Setter - Schutz und Trutzburg“ im Taunus an einen Besuch vor mehr als dreißig Jahren bei einem der bekanntesten Red and White Zuchtstätten in England (Shennonlee) erinnert, als ich zum ersten Mal diese herrlichen Hunderasse zu Gesicht bekam und ich bin versöhnt.

Doch gestatten wir uns einen wehmütigen Blick zurück:

Alles begann 1987 mit der Setterhündin Brandy und es folgen fünfzehn unbeschwerte Jahre. Sylvia Dieter und Brandy, keine Ausstellungen, kein Feldtraining, dafür aber sehr viel Zuneigung.

Als Brandy dreizehn war und die Angst groß war, plötzlich „setterlos“ zu sein, wollten die beiden vorbeugen. Es kam Püppi, ein „Püppchen“ mit Rang und Namen. Ich sah mir bei einer Ausstellung den Stammbaum an und entdeckte unseren alten Frederik als Großvater und „Püppchen“ stand plötzlich vor unserer „unbesiegbaren“ Amy im Ring.

Der Siegeszug der L`amour rouge kam in Fahrt und wir waren dabei und freuten uns, denn unser Vanja trat als Vater des ersten üppigen Welpensegens (12 gesunde Setterkinder) der L‘amour rouges auf.

Und die Glücksträhne riss nicht ab, denn auch unser Fire war gefragt und als sich der Haudegen Püppi nähern durfte, verblüffte sein Liebesrausch sogar die bedächtige Sylv. Das „Ergebnis“ war dementsprechend: 8 Jungs und 5 Mädchen.

Doch das Beste daran war die Prinzessin de L‘amour rouge : Gina, mit dem klangvollen Vornamen Cara Mia in der Ahnentafel . Sie war eine Hündin der Spitzenklasse, die alles hatte, was zu einem Setter gehört: Adel und ein souveränes Wesen.

Als sie 2019 „über die Regenbogenbrücke ging“ (Sylvs Worte) verabschiedeten sich auch die Zucht der Roten L‘amour rouges von der Setterburg im Taunus.

Gut, dass sich hier bereits die Rot- Weißen tummelten. Sie hatten das Erbe der Roten angetreten, um den Namen weiterzuführen:

Die Hündin Krümel, ein Alleskönner. Ich habe ihre herrlichen Vorstehanlagen auf einem Rapsfeld in Epfenbach auch heute noch vor meinen Augen und Dieter schwärmt auch heute noch von dem Hund, mit dem er erfolgreich die Rettungshundeausbildung durchlaufen hat.

(Ich habe so viel Ehrfurcht vor diesen Hunden, die unter den schwierigsten Bedingungen Menschenleben retten und genau so viel Ehrfurcht vor den Menschen die sie begleiten und führen.

Wie gering sind im Vergleich dazu die Erfolge im Ausstellungsring oder im Feld).

Krümel war Dieters Seelenhund und ihr Tod ist für ihn bis heute nicht überwunden.

Krümels Tochter Amy blanc L‘amour rouge und deren Tochter Bea, zwei Hündinnen der Spitzenklasse, führen die Zuchtlinie von Krümel weiter. Und auch der aktuelle Wurf weist sie als Großmutter der Welpen aus.

Unvergessen für mich sind die zahlreichen Veranstaltungen mit den vielen freundlichen Menschen und dem herrlichen Buffet der freiwilligen Feuerwehr in diesem kleinen idyllischen Ort im Taunus.

Und auch heute noch freue ich mich bei jedem Besuch über einen herzlichen Empfang durch die beiden mit ihrem kleiner Hunderudel.