„Menschen/Setter“

Katharina, Rüdiger und die Setter aus dem Westerwald

Wer hätte gedacht, dass diese beiden musischen Menschen sich voll dem Irish Setter verschreiben würden.

Wir lernten sie als offen und unkonventionell kennen, als sie zu uns kamen, um sich aus unserem letzten Wurf ein Setterbaby (eine Tochter von Bea und Wulfi) auszusuchen.

Nach wenigen Minuten saß Katharina mitten im Welpenauslauf und war glücklich.

Favour, 7 Wochen

Monate später besuchten wir Favour in ihrem neuen Zuhause und erlebten ein munteres Settermädchen und wir lernten die "Urmutter" Ella und die Afghanenhündin Phoebe kennen. Ella war im Herzen bestimmt ein Setter, von Geblüt aber ein Mix aus Berner-Sennen (Vater) plus Afghane-Pudel-Terrier (Mutter).

Ella in „voller Blüte“

Sie war damals schon 13 Jahre alt und hatte viel Mühe gehabt, aus der zickigen, vorlauten, bisweilen aber auch furchtbar ängstlichen Afghanenhündin Phoebe einen auch aus ihrer Sicht "brauchbaren" Hund zu machen.

Phoebe , Favour, Naja

Angeblich hat sie Favour 10 Tage lang fast nur ignoriert und auch Phoebes wütende Attacken gegen das Setterbaby nur aus der Ferne beobachtet. Katharina und Rüdiger waren der Verzweiflung nahe. Doch dann begriff Ella: Die Kleine bleibt bei uns. Und ich hörte förmlich, wie sie seufzend die Ärmel hochkrempelte und das kleine Settermädchen unter ihr Fittiche nahm. Sie wurde für Favour eine wunderbare Erzieherin, Mutter, Spielpartnerin und Jagdanleiterin. Und nebenbei brachte sie Phoebe bei, dass eine gute Rudelchefin es nicht nötig hat, zu pöbeln und andere klein zu machen. Witz, Spiel, Charme, Schnelligkeit, kluge Strategien bei der Jagd - damit gewinnt man als Rudelchef die Anerkennung und den Gehorsam der anderen. Favourkind verstand sofort! Nahm dankbar alles an und lernte, lernte, lernte.

Das alles erfuhren wir bei einer Tasse Kaffee in entspannter Atmosphäre.

Die ersten Gespräche über Zucht ließen uns aber aufhorchen.

„Diese beiden Menschen werden sich bestimmt nicht den rigiden Vorgaben und Regeln einer Zuchtgemeinschaft beugen“, sagten wir uns.

Obwohl die Eltern Favour alles was nötig ist „mitgaben“, stimmten bei der Kleinen die gesundheitlichen Voraussetzungen nicht. Also keine Zucht und trotzdem keine Vorwürfe, kein Hinterfragen. Katharina und Rüdiger und auch wir nahmen die Gegebenheiten hin und Favour erfreute sich weiterhin unbegrenzter Zuneigung .

Und dann kam Naya, eine Halbschwester zu Hazel und Jela, Fire als Großvater, Wulfis Schwester als Großmutter. Sie war ein edler Welpe, am Anfang etwas unsicher, was sich in der neuen Hunde- und Menschenfamilie aber schnell ändern sollte. Als erwachsene Hündin strahlt sie Eleganz und Sicherheit aus und erinnert mich sehr an ihren Vater Art of Bubbels.

Naya

Ich werde nie vergessen, wie ich diesen beim Richten der schwedischen Clubshow zum ersten Mal sah. Ich habe tausende Setter in meinem Leben gesehen, doch selten so viel Perfektion und Anmut.

Bei Naya stimmten die Zuchtvoraussetzungen und Katharina und Rüdiger waren bereit alle Hürden zu nehmen. Wer Katharina kennt, weiß auch, dass sie stets versucht, Menschen mit treffenden Argumenten, Charme und Witz von ihrer Position zu überzeugen.

 

Als Naya Mutterfreuden von dem Rüden der Familie Boemer, dem schönen Tyron, entgegensah, waren alle Wirren, die sich im Vorfeld abspielten, vergessen.

Tyron

Wir fuhren in den Westerwald, unsere traditionsumwobene Wurfkiste, in der schon Favour geboren wurde, im Kofferraum und den Kopf voller guter Ratschläge für die anstehende Geburt.

Als wir die Wurfkiste in dem fertig vorbereiteten Welpenzimmer aufbauten, überkam mich plötzlich Wehmut. So viele Erinnerungen an all die Welpen, die darin das Licht der Welt erblickten. Schöne Momente aber auch Bangen, wenn es einem Welpen oder der Mutter nicht gut ging.

Doch jetzt war Freude angesagt und wir genossen auf der Terrasse mit Katharina und Rüdiger und natürlich auch mit Favour, Naya, der Windhundedame Chica sowie Bisou und Jela den schönen Sommertag.

Chica

Die Geburt verfolgten wir rund um die Uhr über WhatsApp und wieder Aufregung und Bangen, auch Angst und Hoffnung, dass alles gut geht.

Die endlich erlösende Nachricht über die Geburt von neun Welpen machte mich nachdenklich. Wären wir noch in der Lage, das alles durchzustehen?

In den folgenden Wochen bewunderten wir Katharina und Rüdiger für ihre Kraft und ihr Durchhalten.

Sie kämpften um jeden der etwas zu früh geborenen Welpen, rund um die Uhr ohne Schlaf. Aufgeben kam nicht in Frage.

Als wir dann die sieben Wochen alten Rabauken besuchten, wussten wir, dass ihre Aufopferung nicht vergebens war. Jetzt waren Katharina und Rüdiger stolz, unbeschwert und zufrieden.

Als ich die Welpen im Arm hielt, kamen erneut die alten Erinnerungen. Der gleiche Geruch, das weiche Fell, das Toben, die schönen dunklen Augen.

Favour schien mich zu verstehen, sie setzte sich vor mich und sah mich lange an. Und ich war ihr für diesen Trost dankbar.

Wenn wir, so wie heute, einmal mehr ein Foto von der kleinen, charmanten Anice erhalten, beginne ich wieder zu deuten: „Die Augenpartie von Art, oder doch von Fire oder von Wulfis Vater oder, oder? … Und Frau Boemer meint, bestimmt von Tyron - und es ist gut so.

Richard Didicher

P.S.: Dieses Foto mit Anice zum Abschluss meines Berichtes muss sein

(und ich habe nachgerechnet: Die 10. Generation mit Red Loves)