„Menschen/Setter“

09.02.2020 Richard Didicher:

Beatrice, Chiara und Mela

Das Besondere an den Schweizern sind nicht ihre Banken oder gar die „Erfindung eines Bonbons“, nein, es ist ihr Stil, der sie einzigartig macht, und für mich verkörpert Beatrice diesen „par excellence“.

Ihr ruhiges und sicheres Auftreten, ihre Kompetenz, ihre Sprachgewandtheit- sie wechselt problemlos von Deutsch ins Französische oder Italienische oder bei ihren Landsleuten ins „Schwizer Tütsch“- all das habe ich in den Jahrzehnten, seit wir uns kennen, bewundert.

Ob auf einer Hundeausstellung, in der Hamburger Elbphilharmonie oder in Mailand bei einer Opernaufführung, man hat das Gefühl, dass sie den Wandel zwischen all diesen Welten problemlos meistert.

Ihre große Leidenschaft aber sind seit mehr als vierzig Jahren die roten Setter.

Ihre jugendliche MELA, eine Hazel-Tochter, hat all das, was unsere Setter so einzigartig macht: Eleganz, Schönheit, Sanftmut und Passion. Die Hundedame CHIARA (Grossmutter von Mela) verkörpert mit ihren fast 16 Jahren und ihrem fast weißen Gesicht das Ehrwürdige des Alters und dies in voller Perfektion.

Als junge Frau erwarb Beatrice 1974 ihre erste Irish Setter Hündin, AMINA-Belaja.

Der erste Wurf mit dem klangvollen Zuchtnamen „of Santana“ fiel im Jahr 1977.

21 Würfe Irish Setter-Würfe und ein Wurf Rauhaardackel in all diesen Jahren, das ist kein Vermehren, das ist überlegte und passionierte Zucht.

Seit 1995 ist Beatrice Int. Ausstellungsrichterin für die Pointer und alle Setterrassen.

(Die alte Dame unserer Setterwelt, Willy Duiynkerke, „lästerte“ einmal in einem Gespräch mit mir über Richter: „Wenn Eure Richter im Ring stehen, versuchen sie, sich zu verstecken, und suchen ein Mauseloch um zu verschwinden“.)

Beatrice stand und steht als Richterin selbstbewusst im Ausstellungsring und fällt ihre Entscheidungen so, dass Aussteller und Zuschauer ihre Wahl als die einzig richtige akzeptieren können.

Ich persönlich hatte in den letzten Jahren Schwierigkeiten, meine Setter von anderen Menschen beurteilen zu lassen, besonders wenn diesen die Kompetenz fehlte. Ich empfand den verzweifelten Versuch mancher Richter, einen Fehler zu finden, als Beleidigung für meinen Hund.

Bei Beatrice war es ein Sich-Austauschen, sie gab mir oft das Gefühl, meinen Hund auch aus einer anderen Perspektive sehen zu können, und das war eine Bereicherung.

Ihr Wissen über Zucht und Aufzucht brachte sie als Zuchtverantwortliche und 2. Vorsitzende in den Schweizer Club ein.

Hundezucht ist nicht immer das, was man sich von außen betrachtet vorstellt. Natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, diese kleinen Geschöpfe aufwachsen zu sehen, und leicht vergisst man danach die Arbeit und die Sorgen, die damit verbunden sind.

Es bleiben aber Spuren und die Kräfte lassen nach. Ich habe von manchen Freunden im In- und Ausland immer wieder den Satz gehört: „Das ist unser letzter Wurf.“ Doch nie blieb es dabei.

Beatrice war auch diesbezüglich konsequent:

„Man soll das Buch schließen, wenn es am schönsten ist, und das habe ich gemacht, jedoch nicht bevor ich sicher war, dass die schöne Santana-Geschichte weitergeht, aber einfach ohne mich. Nicole Werren, die ich bereits seit Übernahme ihrer ersten Hündin, Lenka of Santana, im Jahr 1982 kenne, führt nun mit großer Leidenschaft mit ihrer inzwischen dritten Hündin, Red Rising Sun of Santana, genannt SAMBA, die Santana-Linie in ihrer Zuchtstätte „of Seven Springs“ weiter“. Das waren ihre Worte, als sie sich von der Zucht verabschiedete.

Und ich muss sagen: Glück gehabt Beatrice, denn Nicole, die wie ein Mädchen aussieht, ist im Leben eine tüchtige und charmante Frau.

Am 11. September 2016 fand die feierliche „Übergabe“ statt.

43 Irish Setter, 2 Dackel und zahlreiche Menschen aus der Schweiz und Deutschland waren dabei.

Doch Beatrice wird durch ihr Wissen und ihre Begeisterung für unsere Rasse immer an Nicoles Seite sein und uns als Freundin und Gesprächspartnerin erhalten bleiben.

P.S. : Warum nur meine Begeisterung für die Eidgenossen?

Vielleicht liegt es an Wilhelm Tell, dem Held meiner Jugend, wahrscheinlich hatte ich aber nur das Glück, die Richtigen, die wahren Menschen kennenzulernen:

Noldi für Freunde, Prof. Dr. Müller für die andern, dem es so peinlich war und der verlegen wurde, wenn ihn jemand mit seinen Titeln ansprach, mit seiner liebenswerten Frau Ursula.

Marcello, der Gourmet, Jäger und Hundemann mit all seinen Geschichten.

Mein Nachbar Jean Pierre aus der Nähe von Fribourg, der jetzt in Frankreich lebt, deutschen Wein mag und mit seinem Wohnmobil am liebsten nach Deutschland in den Urlaub fährt.

Und natürlich habe ich Heinz, Beatrice Ehemann, nicht vergessen. Dieser weltoffene Schweizer mit viel Geschmack und Humor, der bei unserem ersten Gespräch gleich klarstellte, dass seine Frau Setter, er aber Hunde habe (gemeint waren damit sein Hannovscher Gebirgsschweißhund und sein Rauhaardackel, zwei „Vollblutjagdhunde“).

Ich habe ihn aber auch dabei ertappt, als er in den höchsten Tönen von MELA schwärmte.