Erbkrankheiten

Canini-Engstand bei Welpen

Der Anruf einer Bekannten aus dem benachbarten Ausland ließ mich aufhorchen: „Ist es selbstverständlich, dass beim Verkauf der Welpen ein „Spreizgummi“ zur Zahnkorrektur von Canini-Engstand mit geliefert wird?“

Natürlich nicht.

Ich habe in meinem Leben sehr viele Würfe gesehen und auch wenige, einzelne Welpen mit dieser fehlerhaften Zahnstellung, dies besonders beim Einkreuzen von amerikanischen Linien, doch es waren Ausnahmen.

Was ist Canini-Engstand?

Im Welpengebiss wachsen die beiden unteren Eckzähne nicht schräg am Oberkiefer vorbei, sondern sie wachsen gerade nach oben und bohren sich in den Oberkiefer des Welpen. Manchmal wird diese Anomalie auch als Caninus-Engstand bezeichnet, dies aber nur, wenn ein Eckzahn betroffen ist.

In den ersten Wochen, wenn die Zähne durchbrechen, sieht das Ganze harmlos aus. Wenn die Welpen älter werden, bilden sich im Oberkiefer regelrechte Vertiefungen und es kann zu Entzündungen kommen. Die Welpen haben Schmerzen und Probleme beim Fressen. Im Extremfall weisen die Zähnchen eine Krümmung (Hauer) auf.

Um das zu verhindern, müssen die Zähnchen gekürzt und verplombt werden.

Und ich kenne den belehrenden Unterton mancher Züchter:“ Im Erwachsenengebiss ist alles weg, da die Erbinformation von Milchzähnen und dem endgültigen Gebiss auf unterschiedlichen Genen liegt.“

Und bis dahin?

Leider sind mir auch Fälle bekannt, bei welchen der Canini-Engstand auch nach dem Zahnwechsel präsent war und bei denen nur ein chirurgischer Eingriff oder spezielle Zahnspangen (ein langwieriger Prozess) Abhilfe schaffen konnten.

Wie bei allen Erbkrankheiten, die man durch Chirurgie unsichtbar machen kann, ist dies gefährlich, da befallene Elterntiere weiter in der Zucht eingesetzt werden. (Bei manchen Rassen gehört eine OP zum Beispiel zwecks Entropiumkorrektur bei ganzen Würfen zum Pflichtprogramm).

Es liegt die Vermutung nahe, dass auch dominante Gene bei der Vererbung des Canini-Engstands eine Rolle spielen, sonst würden betroffene Linien sich nicht so massiv durchsetzen.

Natürlich weiß ich, dass es schwerwiegendere, auch lebensbedrohliche Erbkrankheiten gibt, doch ich kann mich nicht damit abfinden, dass jeder kleine Setter mit einem Gummiband in der Schnauze (dessen Sinn sich mir noch nicht erschlossen hat) leben muss oder erst nach einem chirurgischen Eingriff richtig fressen kann.

Hunde, die als Welpen diese Zahnanomalie aufweisen, dürften nicht in der Zucht eingesetzt werden.

Bilder und weitere Details findet man unter:

https://www.tierzahnarzt.ch/index.php/caninus-engstand-beim-hund

Richard Didicher