07.11.2020 Richard Didicher

Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom auch im Umgang mit Tieren

Durch die Presse geistern immer mehr Geschichten dieser Art:

Ein kleiner Junge wird von seiner Mutter aufopferungsvoll gepflegt, denn er ist krank. Er leidet an Sehstörungen, Epilepsie, Magen- und Darmproblemen. Der Vater, angeblich ein labiler, an Spielsucht leidender Mann, der sich immer wieder der Heilung entzieht, quält das Kind, in dem er es in Abwesenheit der Mutter in kleine, dunkle Räume verfrachtet, um das Elend zu verstecken.

Die Welt bewundert diese aufopferungsvolle Frau, die den Vater öffentlich auffordert, zu seiner Tat zu stehen und sich behandeln zu lassen, die Ärzte und Freunde anprangert, zu zusehen und nicht zu helfen.

Doch nichts ist so, wie es scheint: Nicht das Kind ist krank, sondern die Mutter, sie leidet am so genannten Münchhausen – Stellvertreter – Syndrom.

Auszug aus dem Psychologie Lexikon:

“Beim Münchhausen-Stellvertretersyndrom handelt es sich um eine psychische Störung, bei der die psychisch Gestörten andere Personen oder Tiere (Haustiere zumeist) als Symptomträger ausnutzen oder sogar dazu machen. Das heißt, die Personen mit Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom versuchen Aufmerksamkeit und Interesse zu bekommen bzw. als Retter oder Helfer zu erscheinen, indem sie Krankheitssymptome bei anderen (meist hilflose Kinder und Tiere) erfinden oder sogar selbst hervorrufen.

Die Wissenschaft hat schon vor längerem auf dieses Thema hingewiesen, vor einigen Jahren griff auch ein großes Hundeforum DOGS diese Problematik auf:

Beitrag 3.10.2010, 18:47

„Zum Beispiel gibt es da eine Frau, die immer wieder betont, wie sehr sie ihren Hund liebt, obwohl er ständig so krank ist und ihr so viel Mühe macht. Auffällig dabei sind die ständig wechselnden Krankheitsbilder und dass sie ständig den Tierarzt wechselt. (…). Diese Hundehalterin druckt seitenweise Berichte über Hundekrankheiten aus dem Internet aus, besitzt jede Menge Literatur über Veterinärmedizin und beobachtet ihren Hund mit Argusaugen, ob er eine Veränderung zeigt. Aus "medizinischen" Gründen darf er kaum mit anderen Hunden kommunizieren, sich nur eingeschränkt bewegen und bekommt grammgenau Spezialfutter zugeteilt. Dazu aber auch jede Menge „Spezialpräparate“.(…..)

Es muss doch jemand die Schuld an all diesen erfundenen Beschwerden haben. Schließlich wurde der Hund bestimmt aus finanziellen Interessen gezüchtet. Allein schon der Deckakt und die Geburt sind Tierquälerei und sollten verhindert werden.

(Aber woher käme dann der „kranke“ Welpe, der gepflegt und umsorgt werden muss?)

Aufopfernd, Hilfe suchend, unverstanden und allein gelassen schreit und schreibt man seinen „Schmerz“ in die Welt und konstruiert Feindbilder.

Das Internet ist geduldig und Facebook und Twitter lechzen nach solchen Usern.

Wir sind gerührt.

Auch Tierärzte fallen manchmal auf diese redegewandten und besorgten Kunden rein. E s ist ja schließlich nicht zu ihrem Nachteil, wenn diese zwei Mal wöchentlich sich in der Praxis sehen lassen.

Fakt ist aber auch, dass solche Menschen, die aufbrausend, unausgeglichen und laut sein können, wenn sie ihren Willen nicht durchzusetzen vermögen, Tiere wirklich krank machen. Neuere Erkenntnisse über die Erforschung von Spiegelneuronen (spezielle Verschaltungen von Nervenbahnen im Gehirn, die für das Einfühlungsvermögen des jeweiligen Individuums zuständig sind) bei Hunden haben ergeben, dass es eine größere Übereinstimmung der Verschaltungen zwischen Mensch und Hund gibt als zwischen Mensch und Schimpanse, obwohl mit letzterem mehr als 98% genetische Übereinstimmung besteht.

Der Hund kann also unsere Gefühlswelt verstehen, ist damit aber auch dem Risiko einer potentiellen Überforderung ausgesetzt, denn er kann die cholerischen Ausbrüche der Menschen nicht deuten und verzweifelt.

Das Böse im Menschen macht andere Menschen aber auch Tiere krank.

Richard Didicher

P.S.: Ein sanfter Blick eines zufriedenen, gesunden kleinen Hundes, der es sich auf dem Schoß meiner Frau bequem gemacht hat, der aber unbedingt krank sein sollte und der nie krank war. Gut, dass er nicht weiß, wieviel Leid ihm kranke Menschen wahrscheinlich zugefügt hätten.

 


28.10.2020 Erfolg: Henry kann ab sofort den Freilauf genießen!

8 Monate hartes, intensives, liebevolles Training jeden Tag führten zum Erfolg!

 


Vorstehhunde oder Sporthunde ?

Wer kennt sie nicht die alten Legenden von dem alten Jäger und seinem treuen Hund.

So lange es die Jagd geben wird – so auch heute- erfüllen Jagdhunde ihren Zweck.

Bei der Jagd verletztes Wild muss gefunden und erlöst werden.

(Nebenbei muss aber auch die Frage erlaubt sein, ob heute an der glorifizierten Jagdtradition festgehalten werden muss, wenn der ach so kreative moderne Mensch Waffen und Munition entwickelt hat, die angeblich schnell und schmerzlos Wild töten könnten?)

Fest steht, dass der Jagdhund durch seinen ausgezeichneten Geruchssinn die Schmerzen von angeschossenem Wild beenden kann. Das trifft vor allem bei allem Haarwild zu, und der Einsatz eines Jaghundes für solche Situationen steht außer Frage.

Anders sieht die Situation aber beim Federwild und den Vorstehhunden aus.

Ist ein praktischer Jagdeinsatz für Vorstehhunde, wenn sie nicht als Allrounder verwendet werden, heute noch nötig oder möglich?

Welcher anständige Mensch würde heute noch auf ein Rebhuhn oder Fasan anlegen?

Das Rufen der Rothühner in den Weinbergen der Camargue oder der stolze Aufschrei eines Fasans, wenn er durch einen unvorsichtigen Hund aufgescheucht wird und sich senkrecht „in den Himmel bohrt“, gehören für mich zu den Highlights des Sommers.

Diese Tiere sind inzwischen für mich heilig geworden, dies auch durch ihre Seltenheit.

Europaweit werden aber jährlich tausende Vorstehhunde ausgebildet - fast immer an hilflosem Volierewild - nicht für die Jagd, sondern als Sporthunde.

Stolz posieren in bunten Journals auch in diesem Herbst schicke, selbstbewusste Frauen mit „Möchtegernjagdhunden“, die Zöglinge mit toten aufgetauten Zuchtenten im Fang aus der letzten Lieferung des Wildlieferanten.

Gibt es für all diese unschuldigen Geschöpfe keine Gnade mehr?

Vor vierzig Jahren nahm ich als naiver „Zuschauer“ zum ersten Mal an einer Feldprüfung teil.

Ein „charmanter“ Prüfungsobmann fing ein flugunfähiges Rebhuhn ein, wandte sich an die Beteiligten und sagte mit seiner wohlklingenden Stimme: „Ein krankes Huhn, das erlöst werden muss.“ Er tötete es vor versammelter Mannschaft.

Warum nur habe ich den Unsinn geglaubt und bin nicht gleich gegangen?

Wie oft stand ich im Frühjahr am Rande eines Weizenfeldes und beobachtete das Spektakel:

Stürmische kleine Hunde rennen wie Windhunde über die Felder, der Vorwärtsdrang dieser Sporthunde kennt keine Grenzen und schon sind sie am Horizont und im Nu wieder zurück und die Richter nicken wohlwollend. Bei Witterung werfen sie sich zu Boden. Vorstehen sieht anders aus.

(Zu allem Elend werden diese setterähnlichen Geschöpfe an unerfahrene Welpenkäufer auch als Familienhunde verkauft.)

Mit Jagd hat das alles gar nichts zu tun.

Etwas spät meine Einsicht, werden manche sagen; zu Recht.

Wozu habe ich das alles mitgemacht?

Vielleicht, weil es etwas gibt, das auch heute noch mein Herz höher schlagen lässt:

Ein vorstehender Setter. Ein Bild, das mich in seinem Bann gefangen hält.

Es wäre schön, wenn diese Vorstehanlagen, eine uralte Tradition über die bereits der Wolf verfügt, beim echten Setter erhalten blieben.

Über diese Anlagen verfügen aber nicht nur die kleinen, unansehlichen, nervigen hellroten Sporthunde, die nach Deutschland gebracht wurden, um Prüfungen zu bestehen, sondern auch rassetypische Hunde, die diese Bezeichnung auch verdienen.

Und gut, dass es in Deutschland auch noch die intakte Natur mit natürlichen Wildbesatz gibt.

Wenn ich in Münzesheim in einem Revier voller vitaler wilder Fasanen sehe, wie ein richtiger Setter regungslos vorsteht und ein Fasanenhahn „genervt“ schimpfend majestätisch abstreicht, um etwas später wieder an die gleiche Stelle einzufliegen, habe ich für einen Augenblick ein herrliches Bild eines wirklichen Vorstehhundes genossen – kein Hunderennen und keine Quälerei von unschuldigen Hühnervögel.

Richard Didicher


9 Setter, 1 Dackeldame und 5 liebe Setterfreunde

oder

Eine „runde“ Geburtstagsfeier

Die Vorbereitungen zu dieser Feier begannen schon Wochen vorher mit der Frage: Was schenkt man einem Mann, der der schon seit 40 Jahren mit und für die Setter lebt, von Setter-Statuetten bis zu Settergemälden und –lithographien alles hat?

Die zündende Idee kam von Volker, umgesetzt wurde sie von Roger, einem wahren Profi auf dem Gebiet der Fotografie und alle trugen mit Bildmaterial dazu bei. Das Ergebnis war eine 1m x 2m große Collage mit allen Settern, die für Richard wichtig waren und sind.

Schon das Auspacken dieses Geschenks war spannend, die Betrachtung machte ihn für einige Minuten sprachlos, zu überwältigend waren all die Erinnerungen und Emotionen, die geweckt wurden. Ein Erfolg auf der ganzen Linie.

Gut, dass Volker und Claudia dieses Geschenk schon bei ihrer Ankunft zwei Tage zuvor überreichten. Es wäre sonst schwierig geworden, sich am Tag der Feier noch auf die Gäste und die Bewirtung zu konzentrieren.

So trafen sich also am letzten Freitag Volker, Claudia, Angelika, Simone und Roswitha mit ihren Hunden hier in Bammental, um gemeinsam mit uns den „runden“ Geburtstag zu feiern.

Für Speisen und Getränke war gesorgt …….

….. und Gesprächsstoff lieferten, wie so oft, unsere Hunde, die es sich in der Zwischenzeit im Haus verteilt gemütlich gemacht hatten.

Die Streicheleinheiten durften natürlich auch an diesem Tag nicht fehlen.

Es wurde diskutiert und gefachsimpelt, Anekdoten ebenso wie Ratschläge ausgetauscht und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass alle froh waren, sich nach längerer Zeit endlich einmal wieder zu sehen. Gefehlt in dieser lustigen Runde hat eigentlich nur Rita, schade, dass wir so weit entfernt voneinander wohnen.

Am Nachmittag kamen dann unsere Hunde noch auf ihre Kosten. Ein gemeinsamer Spaziergang durch Wald und Wiesen mit einem Bad im Bach war für alle Hunde der krönende Abschluss.

Und weil Claudia und Volker für einige Tage Urlaub in Bammental machten und Settertreffen ja so schön sind, wurde das Feiern am Sonntag mit einem Brunch bei Simone und Manfred fortgesetzt. Auch der Odenwald bietet herrliche Wiesen und einen Bach, der wiederum zum Baden einlud – was für ein Setterleben.

Und upps, da war doch noch etwas. Vorstehen konnte man auch noch. Da schlug das Setterherz höher.

Die beiden eingespielten „alten Hase“ Davina und Bisou zeigten einmal mehr das ganz große Setterkino:

Vorstehen, Sekundieren, Nachziehen …. einfach schön anzusehen.

Das anschließende Bad brachte die ersehnte Abkühlung und müde, aber zufrieden waren unsere Setter danach bereit, die Heimfahrt anzutreten.

Zum Abschied erhielt Volker von Bisou noch ein Geschenk: ein Stöckchen. Ihr Stöckchen, eine besondere Ehre und ein Zeichen von Freundschaft.

Es waren wunderschöne Tage mit lieben Freunden und ein gelungener 70. Geburtstag.

 


70 Jahre alt und 40 Jahre Leben mit Irish Settern

Die langjährige Freundschaft mit Richard erlaubt mir zu sagen, dass ich all seine Hunde kannte und kenne. Deshalb kann ich wohl am besten einen kleinen Überblick über ein Leben geben, das 40 Jahre geprägt durch unsere Irish Setter war und ist.

Richards erste Hündin, Bianca von Hangenham, stammte aus der deutschen Leistungszucht. Sie prägte seine Liebe zur Arbeit mit dem Setter im Feld und zeigte ihm, wie ein Hund arbeiten kann. Die Ausstellungserfolge kamen dann mit seiner zweiten Hündin, Westerhuy’s Dutch Peace, genannt Denise, die er 1982, damals noch in England, von Willy Duijnkerke kaufte. Sie war die Stammmutter seiner erfolgreichen Formzucht:

Ihr Sohn war The Red Love Captain, der in Frankreich eine aus England stammende Hündin belegte. Aus dieser Verbindung stammte seine Tochter Danae du Sentier aux Mimosas, genannt Lovely. Sie wurde wiederum 1990 in Frankreich von Shandwick Irishman belegt, zwei Welpen, Feu und Fleur du Sentier aux Mimosas, kamen zu Richard nach Bammental. Beide sollten seine Zucht nachhaltig beeinflussen. Feu, der mit der Denise-Tochter The Red Love Heidelberga, einen Wurf mit 16 gesunden Welpen zeugte, aus dem The Red Love Julius Caesar (Jolly)stammte, der bei sehr guten Freunden in der Pfalz lebte. Und Fleur, die mit dem 1992 geborenen Erinade Frederik, den er mit 1 ½ Jahren aus England brachte, den M-Wurf hatte, aus dem Murielle und Marco stammten, beide erfolgreich in der Zucht eingesetzt. Frederik war wohl sein erfolgreichster Deckrüde, ein imposanter Rüde, aber eine Seele von Hund. Von ihm behauptete Richard, er sei wohl nie erwachsen geworden, ein ewiges freundliches Kind.

Murielle und Jolly zeugten den V-Wurf, aus dem The Red Love Very Amazing (Amy)of Mimosa und The Red Love Vito of Mimosa stammten. Vito lebte zwar bei einer Freundin in München, war jedoch in Bammental wie zu Hause, oft zu Besuch oder auch zum Training. Vito und Amy waren, wie auch Lovely, Feu und Frederik zuvor nicht nur erfolgreich im Ausstellungsring, sondern auch im Feld. Mit Ausnahme von Vito wurden alle Internationale Schönheitschampions.

Und dann kam Stella – Astella vom St. Leoner See. Eine Tochter von Frederik und eine Enkelin von Feu. Richard nahm sie auf, weil ihre Besitzerin sie nicht mehr behalten wollte. Eigentlich sollte sie in gute Hände weiter vermittelt werden, aber sie beschloss, bei Didichers zu bleiben und das Kommando über das Rudel zu übernehmen. Sie war der „rote Teufel“ im Feld, ein Temperamentsbündel, das alle auf Trab hielt. Und sie war die Mutter von Fire („The Red Love XL Fire of Mimosa“), ein stolzer Rüde mit dem Temperament seiner Mutter und der Schönheit und Ausstrahlung seines Vaters (Cataluna American Dream with Starchelle) und seines Großvaters Frederik. Fire war ein besonderer Hund für Richard und wird es wohl auch bleiben.

2004 kam aus den Niederlanden Red Suits You Are Red Love, genannt Wulfi, zum Rudel. Die zweite Niederländerin kam 2006, Be my Red Love oft he Autumm Sun, Bea, eine Tochter von Fire. Aus der Verbindung von Wulfi und Bea stammt The Red Love Firefenja of Mimosa (Fenja), eine herrliche Hündin aus dem letzten Wurf, der in der Zuchtstätte „The Red Love … of Mimosa“ im Januar 2011 fiel. Fenja ist gleichermaßen in Bammental wie in Karlsruhe bei Roswitha zu Hause. Mit Richard verbindet sie Arbeit im Feld und Ausstellungen, das „Rundum-Wohlfühlprogramm“ erhält sie bei Roswitha.

2009 kam als letzter Rüde im Hause Didicher „Red Tails Hazel the Red Love“ aus Schweden dazu, dessen Tochter Bisou (Red Rising Sun Fame for Red Love) und Halbschwester Jela (Bjelaja von der Oderaue), beide übrigens Enkeltöchter von Fire, heute bei Marion und Richard leben und beide überall hin begleiten.

Die aus England stammenden Brackenfield-Hunde Brackenfield Red Love Girl (Brecky) und Brackenfield Charlie, sowie die English Setter Hündin Emsjägers Navajo und den aus dem einzigen English Setter Wurf stammenden Rüden The Red Love Aramis wie auch die kleine Gordon Setter Hündin Gordy habe ich nicht vergessen, sie sollten genannt werden, auch wenn sie die Linien der Red Loves nicht in gleicher Weise geprägt haben.

Letztendlich soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass Richards Hunde auch meine Zucht mit dem Zwingernamen „vom Strahlenberg“ wesentlich geprägt haben. Mein A-Wurf war eine Verbindung von Captain mit meiner ersten Hündin Laska (Harriet von der Osterpforte), zum B-Wurf wurde diese dann von Feu belegt.

Meine zweite Zuchthündin kaufte ich 1992 von ihm: The Red Love Ice Ice Baby, genannt Scarlett. Sie war eine Tochter von Lovely. Von ihr behielt ich aus meinem C-Wurf Cosima, deren Vater Frederik war. Cosima schenkte mir zwei Würfe: einen reinen „Männerwurf“ mit 5 Rüden von Brackenfield Charlie und meinen letzten Wurf, den E-Wurf mit Fire, aus dem ich „Elegant Layla vom Strahlenberg“, meine Layla behalten habe.

Es ist schwierig, 40 Jahre Leben mit Irish Settern in einem kurzen Artikel zusammenzufassen.

Ich hoffe, es ist mir halbwegs gelungen und ich habe keinen Hund vergessen.

Angelika Park

P.S.: Details und Bilder zu den genannten Hunden findet man auf unserer gemeinsamen Homepage www.irish-setter-clever-und-cool.de unter „Menschen/Setter“ bei „Freunde“ und „Hundegeschichten“

 

T R A U E R A N Z E I G E

Anne Eisgard hat uns verlassen,

wir sind alle sehr traurig und drücken unser Beileid von ganzem Herzen aus.

Wir trauern um unsere schwedische Freundin Anne Nihlen Eisgard, die uns am Morgen des 15.07.2020 elf Monaten nach ihrem Mann Tommy verlassen hat.

35 Jahre verbrachte sie an seiner Seite, erlebte Höhen und Tiefen und teilte mit ihm die große Passion für die Irish Setter. Viele Generationen „Red Tails“ wurden liebevoll von ihr großgezogen und auch wenn die Welpen in ihr neues Zuhause gezogen waren, bemühte sie sich stets den Kontakt nicht abreißen zu lassen. So entstanden freundschaftliche Verbindungen in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern.

Zwei Schlaganfälle und der Tod ihres geliebten Mannes ließen ihr Leben mühsam und einsam werden.

Wir werden sie nicht vergessen.

Denn immer, wenn uns unsere beiden Hundedamen mit freudigem Rutenspiel entgegen kommen, werden sie uns ein wenig an unsere schwedischen Freunde erinnern – an „Red Tails“.

Marion und Richard Didicher


Richard Didicher (24.06.2020)

Ich möchte meine „Reise in die Vergangenheit“ bei „Menschen / Setter“ beenden.

Oft waren die Erinnerungen an liebe Menschen, die viel zu früh gegangen sind, und ihre großartigen Hunde zu schmerzhaft.

Ist alles nur noch Erinnerung und dies in einer Zeit voller Hiobsbotschaften?

Doch dann kam mir der Zufall zu Hilfe:

Ich hatte bei der zufälligen Durchsicht meiner Email-Adressen das Bedürfnis, durch die Löschen-Taste Namen, die keine Bereicherung für mein Leben darstellten, einfach für immer in den Papierkorb zu verschieben.

Die Überraschung offenbarte sich mir nach Vollendung dieser „Aktion“.

Es blieben unzählige Namen von Menschen, die mir noch immer nahe stehen, herrliche Freundschaften, alt und beständig. Und einzigartige Begegnungen mit Hunden, die weiterleben oder neu geboren werden und auch heute noch Teil unseres Lebens sind.

Diese Menschen und ihre roten Hunden werden in Zukunft meine Geschichten schmücken und ich hoffe, Ihr habt/ Sie haben Spaß beim Lesen, wenn sie die oder den eine(n) wiedererkennen.

Eine bestimmte Reihenfolge der Portraits festzulegen, wäre dem einen oder anderen gegenüber ungerecht. Auch eine Chronologie der Bekanntschaft kann zu Missverständnissen führen.

Also lege ich einfach los und bitte um Nachsicht.

Beginnen möchte ich mit einer Freundschaft, die schon mehr als 30 Jahre besteht.

Richard Didicher


Rita Müller (24.05.2020)

Setter ohne Papiere - 2. Wahl

In einer schwierigen Zeit, in der wir uns alle aufgrund der Coronakrise befinden, sind Hilfestellungen auf allen Gebieten gefragt. Freundliche Worte, respektvolles Umgehen, nette Telefongespräche, Beratungen auf allen Ebenen etc. sind einfach ein wichtiges Zeichen für einen Zusammenhalt und für jede einzelne Psyche des Menschen nicht nur wichtig, sondern auch erforderlich und somit für mich selbstverständlich.

Sie fragen sich, warum ich diese eigentlich nur selbstverständlichen Zeichen erwähne?

Dass nicht nur Menschen in Not oder in familiären Schwierigkeiten geraten, sonder auch gerade unsere Haustiere stimmt mich sehr traurig.

Vor 2 Wochen erfuhr ich durch einen Hilfeanruf eines Familienmitgliedes, dass sie dringend ihren Hund, einen Irish Red Setter wegen Ehekrisen und einer sofortigen Trennung abgeben müsse. Hilfesuchend rief sie bei Vereinen an, die diese Rasse "betreuen und vertreten". Aufgrund der Tatsache, dass der Hund keine Papiere habe, wurde eine prompte und unfreundliche Ablehnung bei einem Verein mit sofortigem Beenden des Gesprächs klar, dass noch nicht einmal freundliche Worte oder gar andere Ratschläge gegeben wurden und nur Hunden mit entsprechenden Papieren geholfen werden kann. Diese Dame war sehr traurig und enttäuscht, doch durch ein langes Gespräch und dem Versprechen meinerseits, sie jetzt zu unterstützen, konnte ich sie beruhigen.

Übrigens konnte der Irish Red Setter am "Vatertag" nach vielen Telefonaten in ein neues Zuhause einziehen. Die neuen Besitzer nahmen diesen Hund (2. Wahl !!!!!!! ) mit viel Liebe auf.

Es ist traurig, dass die Menschen kein Feingespür und keinen liebevollen Umgang mit solchen hilfesuchenden Menschen besitzen.

Deswegen sind wir bemüht, ALLEN zu helfen und stehen immer mit Rat und Tat zur Seite. Melden Sie sich weiterhin und wir freuen uns immer, wenn wir in allen Belangen helfen können.

Nachsatz: Als heute Morgen der Artikel veröffentlicht wurde, ahnten wir nicht, dass wir so viele Reaktionen bis zum Abend per Mail und auch Whatsapp erhalten würden. Die Inhalte mit diesen negativen Erfahrungen sind alle identisch, es ist eine traurige Entwicklung, die VIELES in Frage stellen sollte.


Richard Didicher (02.05.2020)

Der große und die kleinen Trumps

Wer hätte vor einigen Jahrzehnten geglaubt, als Siegfried Lenz für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen wurde, dass eine Zeit kommen wird, die von Trumps und Konsorten bestimmt werden wird.

Format war die Erwartung, die man früher an jede Führungspersönlichkeit stellte. Und dies nicht nur im politischen Bereich, sondern querbeet durch die Gesellschaft.

Dazu gehörte auch Bildung, die man sich aber nicht unbedingt durch ein Universitätsstudium aneignen musste (Ich habe leider auch genug nur auf den eigenen Vorteil bedachte Akademiker ohne eigene Meinung erlebt).

In der klassischen Literatur gab es den Begriff der „Herzensbildung“.

Der Blogger/Journalist Sascha Lobo transferiert den alten Begriff in unsere Zeit und meint sogar, Bildung sei ohne Herzensbildung „nichts wert“.

Und es gibt sie auch heute und gerade in dieser schwierigen Zeit, die so viel Empathie braucht.

Doch für viele ist Herzensbildung ein Fremdwort, so auch für Boris Palmer (oft frage ich mich, wieso die Tübinger ihren OB noch nicht verjagt haben).

Die „Trump-Mentalität“ wurde über Nacht in unserer Gesellschaft salonfähig.

In den Länderparlamenten zweifeln sie die Erkenntnisse der Wissenschaftler an, da sie diese vom Intellekt her nicht begreifen können.

Gemeinderäte benehmen sich rüpelhaft, um eigene Interessen durchzusetzen.

Aber es gibt sie auch im Vorstand kleiner Vereine: Frech, ungebildet und flatterhaft. Menschen ohne Format, aber mit dem Mut zur Selbstdarstellung.

Ich habe in der Hundewelt quer durch Europa so viele „kleine Trumps“ erlebt. Und etwas hatten sie gemeinsam:

Sie waren alle nicht in der Lage, einen einfachen Mendelschen Erbgang zu begreifen.

Sie konnten reden, ohne etwas zu sagen und sich einen Tag danach an das Gesagte nicht mehr erinnern.

Sie hatten so viele „good friends“, die sie heute umarmten und morgen verrieten.

Die vereinfachte, kindliche Ausdrucksweise haben sie von ihrem Vorbild übernommen, denn viele waren ebenfalls kleine „Analphabeten“.

Warum mich das alles schmerzt?

Weil ich befürchte, dass es diesen zahmen, roten „Wolf“ mit seinem klugen Blick, der mir so ans Herz gewachsen ist, irgendwann nicht mehr geben wird, da seine Geschick in der Hand von „kleinen Trumps“ liegt, für die Genetik ein Fremdwort ist und die nur einen „great deal“ machen wollen.

Richard Didicher

P.S.: Ich habe aber auch in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz, in Frankreich, in den Niederlande, in Schweden und natürlich in Deutschland kluge Menschen getroffen, die über das Wissen und den Verstand verfügten, um den Anforderungen einer vernünftigen Zucht gerecht zu werden.

Wo sind sie nur geblieben?


Richard Didicher (11.04.2020)

Ostern - Zeit zum Innehalten und Nachdenken

Es ist Ostern und trotz allen Unglücks offenbart sich uns täglich eine herrliche Natur: blühende Kirschbäume und singende Vögel, grüne Felder.

Doch was ich auf unseren Spaziergängen so sehr vermisse, ist der Ruf des Fasanenhahns und der Anblick eines Feldhasen.

Fasanen und Rebhühner zum Auswildern werden aber in Europa zurzeit so billig angeboten wie noch nie.

Warum wohl?

Weil die vielen Jagdhundeprüfungen ausfallen und es für die teuren Tiere keinen Absatz gibt.

Volierewild wird über den Winter in Drahtverschlägen gehalten, da die Preise im Frühling hochschnellen.

Oft ist der Zustand der Tiere beklagenswert, da sie tagelang durch die Landschaft gefahren werden. Ihnen fehlt auch die Flugerfahrung, da die meisten Tiere in den Volieren nie die Möglichkeit hatten, ihre Schwingen einzusetzen. Sie werden mit Antibiotika im Futter fit gehalten bis zu dem Tag, der ihnen eine kurze Freiheit bescheren soll.

Wenn sie Pech haben , werden sie vom Jagdhund gegriffen - im Prüfungsjargon heißt das dann: „Hund greift krankes Wild.“ Wie wahr, denn diese erbärmlichen Geschöpfe sind oft unterernährt und anfällig.

Manche haben aber auch das „Glück“ und können sich in eine Deckung retten, um in der Nacht vom Fuchs eingesammelt zu werden.

Und die, die es schaffen könnten zu überleben, verdursten, da kein Wasser in der Nähe, oder sie verhungern, da der Kropf viel zu klein, da dieser in der Volierehaltung nur auf Körnerfutter ausgelegt und nicht in der Lage ist, größere Mengen Grünfutter aufzunehmen.

Sollte es im Umfeld aber noch wildes Federwild geben und einzelne Volierevögel wider Erwarten den Anschluss an ihre wilden Artgenossen finden, stecken sie diese mit Krankheiten und Parasiten an, die sie aus der Käfighaltung mitbringen.

Also wozu das alles?

Oft nur, um die Vorstehanlage von Hunden zu prüfen, die nicht in der Lage sind, freies Federwild festzumachen, und die in ihrer tollpatschigen Art das Volierewild mit der Schnauze berühren, bis es endlich versucht abzustreichen oder ins Gestrüpp flüchtet.

Muss plötzlich ein Hund, dessen Vorfahren nicht mehr als Jagdhunde geführt wurden, eine Prüfung ablegen?

Muss jeder kleinwüchsige Setter, der nur aus der Entfernung einem wirklichen Setter etwas ähnlich ist und ein Verrat an der Rasse darstellt, seine „Vorstehkünste“ an solchen Tieren beweisen?

All dies auf Kosten von verängstigtem Federwild?

Die freien Ostertage waren immer eine beliebte Zeit für derartige Veranstaltungen –auch dies schon ein Sakrileg und eine Verhöhnung der Schöpfung.

Ja, es ist herrlich einen Jagdhund zu beobachten, wie er mit der Nase im Wind arbeitet, anzieht und dann steht.

Vor einigen Wochen noch waren wir in der Camargue mit Bisou und Jela in unserem Rothuhnparadies bei Maguelone, um mein neues Teleobjektiv zu testen.

Es entstanden herrliche Bilder und jedes Mal, wenn die Hunde standen, konnte ich den Auslöser betätigen. Herrliche Bilder und kein einziges Huhn wurde hochgescheucht. Kein Pfiff, kein Geschrei, nur Stille und Gottvertrauen .

Wie herrlich kann doch die Welt sein, wenn der Mensch nicht aus Dummheit oder falschem Ehrgeiz sie verunstaltet.

Ich wünsche Euch trotz der Widrigkeiten einen schönen Osterspaziergang und dass Ihr genau wie der alte Faust das Göttliche in unserer Natur wiederfindet.

Richard Didicher


Richard Didicher (28.03.2020)

Die große Galerie der Champions – und meine späte Einsicht

Ihr braucht Champions? Seid selbst menschliche Champions in dieser schlimmen Zeit - wenn ihr das Zeug dazu habt!

Wir haben viele besessen, viele der großen Irish Setter -Champions. Große Namen mit schmucken Titeln, mehr als die meisten, die sie plötzlich vermissen.

Und wir haben sie alle geliebt und betrauert.

Doch mehr geliebt als meine Bianca, meinen ersten Setter (1xG, 1xSG, 1xV) ? – Nein. Bestimmt genauso so viele herrliche Stunden zusammen, genauso viel Schmerz beim Abschied.

Hunderte Pokale aus gelbem Blech - und wenn Frederik einmal mehr als Sieger aus dem Ring kam, freute er sich auf das Käsebrot, das Marion ihm jeden Morgen im Hotel richtete. Der Rest war ihm egal.

Und Fire? Ihn interessierte der Duft der Hündinnen mehr als das schlechte Rasierwasser eines englischen Richters.

Waren es unglückliche Champions? Nein – es ging ihnen gut, denn sie waren mit uns zusammen, ob im Auto, im Hotel, im Ring oder beim Toben auf abgelegenen Rastplätzen.

Nach zwei Tagen Weltsiegerausstellung zwischen bunten Herren und Damen in Ballkleidern kam für die Erlösung: ein niederländischer Ententeich voller bunter Vögel, soweit das Auge reicht. Und sie kamen wieder zurück, Fenja gefolgt von Bisou, Hazel und Jela, alle nass, voller Lehm, aber total glücklich.

Doch ich werde auch die vielen unglücklichen Blicke nicht vergessen, Schnauzen, die versuchten die Drahtboxen auseinanderzudrücken, „Sieger“, abgestellt irgendwo in einer Ecke einer Halle.

Ich habe Fieldtrial-Champions gesehen, die in Erdlöchern geboren wurden und die von einem Herren in feinen Loden an einen anderen mit „dekorierter Brust“ für horrende Summen „verhökert“ wurden, von fremden Menschen in heißen Transporter durch die Welt gefahren, um zu gewinnen.

Doch nun auch noch der Versuch einer objektiven Betrachtung:

Wie entsteht ein Champion?

Anwartschaften sammeln, Meldegebühren entrichten, stressige Fahrten auf vollen Straßen, Hoffen und Bangen, dass die Konkurrenz klein ist. Schmachtende Blicke zum Richtertisch.

Wären sie doch ehrlich gewesen.

(Wie Leid taten mir die „freundlichen“ Menschen, die unter einem Vorwand am Tag vor dem Richten bei uns anriefen.)

Was bringt ein Champion der Erhaltung der Rasse?

Keine (oder eine minimale) Aussage zu Erbinformationen und auf jeden Fall eine Verkleinerung des Genpools.

(Ein englischer Champion mit 25/25 = schwere HD, in der Zucht eingesetzt.)

Was bringt ein Champion seinem Besitzer?

Alles, wenn er selbst nichts ist. Nichts, wenn er seinen Hund auch ohne Titel lieb hat.

Und eine Urkunde.

(Ich sah sie, wie sie vor Glück schrien und den Fabersekt aus schmutzigen Pokalen tranken.)

Und was bringt ein Champion dem Geschöpf Hund?

Hoffentlich gute Pflege - Hoffentlich einen Kauknochen - Hoffentlich eine Liebkosung !!!!!!!!!!!!!

Doch dazu braucht es keinen Titel.


Richard Didicher

Wir haben Frankreich „unsanft“ verlassen und ich vermisse jetzt schon unseren kleinen Garten mit den Zitrusbäumchen, die mir so am Herzen liegen, das Meer mit täglich wechselnden Farben und die wilde Natur mit all ihren Rätseln. Alles wie ein großes Abenteuer.

Hier in Deutschland aber ist unser Gestern und Morgen: Unsere Kinder selbstständig und selbstbewusst und Freunde, die einem jetzt näher als je zuvor sind.

Es ist eine beständige Welt, auch eine Welt voller Erinnerungen.

Es gibt hier großartige Menschen, die ich schätze. Und es gibt hier auch Menschen, die ich vermisse, denn es blieben nur die herrlichen Erinnerungen an sie.

Das Bindeglied vieler Freundschaften ist und war stets der Setter.

Auf dieser Homepage soll ihnen der Button „Menschen /Setter“ meine Wertschätzung zeigen oder an sie erinnern.

Portraits von wahren Menschen, die es gibt und gab und von ihren Hunden.

Die Einfallslosen, die Feigen, die Heuchler, denen man im Leben und in der „Setterwelt“ zwangsläufig begegnet, sie mögen vergessen sein, sie sind es nicht wert, dass man sich mit ihnen befasst.

Ich hoffe, Sie finden am meinen Portraits Gefallen und es würde mich freuen, wenn Sie diese ergänzen, durch „Bilder“ von Menschen, die Sie schätzen, und ihren Hunden.


Richard Didicher: "Wegschauen"  (18.12.2019)

Ich habe mir stets eingeredet, dass man nur durch Freundlichkeit etwas für die Rasse bewirken kann. Es war eine Lüge und ich wurde Meister im Wegschauen und Verdrängen:

Ich verbrachte mit Menschen das Wochenende und ich malte mir aus, wie es in dem kargen Zwinger, der vorher ein Stall für Nutztierhaltung war, aussah, wenn ihre Hunde die ganze Zeit zu Hause allein und ohne Betreuung waren, aber ich schwieg.

Ein Mann kratzt mit einer Schippe im Zwinger die Welpenscheiße zusammen. Ich blicke auf den Haufen Kot und schweige und verdränge später die Erinnerungen.

Ich sitze mit bunt gekleideten Menschen abends bei Veranstaltungen an reich gedeckten Tischen und ihre Hunde vegetieren tagelang im Auto in Drahtkäfigen dahin. Ich schwieg.

Ich wusste, dass Menschen in der Prägephase der Welpen auf Mallorca den Urlaub verbrachten oder andere durch die Welt jetteten und ihren totkranken Hund im Zwinger vergaßen. Ich schwieg.

Wenn ich sah, dass Welpen am Genick wie Kaninchen aus Betonzwinger gebracht wurden, empörte ich mich, aber dabei blieb es.

Hunde im geschlossenen Kofferraum eines Cabrios oder in Kisten im Fußraum eines Fahrzeugs. Was tat ich dagegen?

Wenn es möglich war, umging ich es stets, die schmutzigen Zwinger in Hinterhöfen zu betreten.

Immer wieder wegschauen, schweigen und verdrängen.

Doch irgendwann vergisst man diese Alpträume und es bleiben nur die schönen Erinnerungen an das, was eigentlich zählt - die eigenen Hunde: Bianca, Denise, Captain, Lovely, Feu, Frederik und auch Namen, die noch schmerzen. Und ich erkenne sie alle wieder, wenn ich Bisou und Jela bei ihrem heiteren Spiel beobachte.

Dann kommt - wie aus dem Nichts - der Anruf eines Freundes: „Ich habe das Foto deines English Setter Rüden Aramis auf einem Portal für Tiere in Not gesehen.“

Ich habe endlich den Mut im Internet die Seiten mit den vielen Verstoßenen anzuklicken und hier offenbart sich mir das wirklich große Elend.

Nein, mein Freund hat sich geirrt, es ist nicht das Foto von Aramis, aber es ist ein wunderschöner Rüde aus dem gleichen renommierten italienischen Zwinger, aus dem dessen Vater stammte. Und er ist Aramis sehr, sehr ähnlich, der gleiche Ausdruck, die gleichen Augen.

Und ich sehe eine Vielzahl von English, Irish und Gordon Settern in südländischen Tierheimen vergessen oder in der Obhut von Hilfsorganisationen zwecks Weitervermittlung, manchmal sogar Iren mit Namen elitärer, wohlklingender Zwinger.

Die Fotos zeigen Hunde, die in ihrem Unglück Glück hatten, da sich jemand ihrer angenommen hat. Tausende verstoßener Tiere enden in Tötungsstationen.

Wieder Wegschauen und Verdrängen?

Die ewige Argumentation, dass die Rettung dieser Tiere die „Vermehrer“ beflügeln würde, noch mehr zu züchten, halte ich heute für Unsinn. Diesen Züchtern ist egal, ob die Tiere, für die sie keine Verwendung haben, am Leben bleiben oder getötet werden.

Im Süden werden massenweise Jagdhunde gezüchtet. Eine gnadenlose Auslese sorgt dafür, dass nur die „Elite“ eine Chance hat. Unverkäufliche Tiere, Hunde mit Angst vor dem Knall, Zahnfehler, Hodenfehler, alte Hunde, kranke Hunde werden ausgesetzt oder vor Tierheimen angeleint.

Hier hätte das Wegschauen eine neue Dimension, denn dies sind keine Einzelfälle. Hunderte Augen, die uns ansehen und hier gibt es für mich kein Wegsehen mehr, denn es sind die Augen unserer Hunde.

Ich weiß, dass mehr als einhundertfünfzig Menschen wöchentlich unsere Homepage anklicken.

Wenn Sie meine Sorgen teilen, lassen Sie uns zusammen etwas tun. Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen.

Und wenn es nur „einen Tropfen auf den heißen Stein“ ist, dann wenigstens dies, denn alles ist besser als Zusehen, Schweigen und Verdrängen oder Wegsehen.