Missverständnisse im Zusammenleben

zwischen Mensch und Hund  

Ich habe mich immer gefragt, warum ein Wolf so schwer (oder gar nicht) zu domestizieren ist und warum aber die“ lieben“ Wölfe, die in Wildgattern leben, zu Menschen so zutraulich sind. Jeder kennt die Bilder von Eric Ziemen, begrüßt  von seinem Wolfsrudel.  

Die Erklärung ist einfach: Diese Wölfe akzeptieren den Menschen  als Teil des Rudels oder als Rudelführer,   in ihrer gewohnten Umgebung, in einem Umfeld, das sie kennen, in einem Rudel, in dem sie sich geborgen fühlen.  

Aber ein Wolf würde nie bei Tag an der Leine durch eine Großstadt spazieren, an der Straßenbahnhaltestelle von zahlreichen unbekannten Wesen umringt sein wollen, tatenlos auf der Couch liegen oder von infernalen Silvesterkrachern malträtiert werden. All dies erträgt der Hund und noch viel mehr.  

Warum?  

Weil er schon vom ersten Tag an die Welt des Menschen herangeführt wird. Die Gerüche des Menschen sind seiner kleinen Nase vertraut, bevor er sehen kann. Er genießt dessen  Hände,  weil sie warm sind, ihm ein Wohlgefühl geben und ihm später die Futterschüssel reichen. Er darf seine Zähnchen an weichen Fingern testen, die Welt ist in Ordnung, der Mensch ist Teil davon.  

(Doch wehe, wenn es nicht so ist, wenn er in einem dunklen Verschlag ohne Bezug zum Menschen aufwächst - er bleibt ein kleiner,  scheuer „Wolf“.)  

Nach zwei Monaten in der Obhut des Züchters und der Mutter ist es mit der Idylle vorbei. Auf dem Arm von Menschen, die anders riechen, Gott sei Dank umhüllt von einem Tuch mit Geruchspartikeln aus der alten Welt, führt der Weg nahtlos in die neue. Für die meisten Welpen ist es die erste Autofahrt. Motorenlärm, Straßenlärm (selbst wenn vorher Bruchfetzen davon in den behüteten Garten drangen, kein Vergleich) brechen auf ihn ein.  

Ab jetzt wird dem Hund viel abverlangt.  

Wo ist das Rudel, das ihm Sicherheit gibt?  Er tastet sich an seine neuen Rudelmitglieder heran, vorsichtig nimmt er sie an, schließlich bringen sie ihm die neue Futterschüssel, gut, dass der Brei noch derselbe ist. Doch der Garten sieht so geordnet aus, keine Kuhlen zwischen den Büschen, kein bekannter Geruch, keine vertraute Stelle, wo man sein Häufchen setzen konnte. Er  ist auf sich allein gestellt und wehe, wenn das neue Rudel nicht schnell das alte ersetzt.  

Dann ist es der Anfang einer langen Kette von Missverständnissen.  

Geht alles gut,  hat  der Kleine nach einigen Wochen festgestellt, dass der neue Rudelführer sich vielleicht  sogar vor seinen Zähnchen fürchtet, also setzt man ihm ordentlich zu,  diesem sanften selbsternannten „Hundeflüsterer“ oder man  merkt, dass man als Hund schneller ist als jeder „Rudelmensch“ und entscheidet selbst, ob und wann man bei oder nach einem Spaziergang angeleint wird oder besser nicht. Man hat es diesen „Softies“ gezeigt und man hat sich mit einem halben Jahr zum Rudelführer „gemausert“. Im alten Rudel hätte es von der Hundemama Ohrfeigen gesetzt. Der Junghund sucht die Herausforderung und wehe wenn  keiner da ist, der ihn sanft und konsequent in die Schranken weist, wenn er übermütig knurrt, um die Menschen das Fürchten zu lehren. Ein  Flegel wächst heran, der alles hetzt, was ihm in die Quere kommt.   

Gerät der Welpe an einen Tyrannen, der jedes Fehlverhalten mit „Polizeigewalt niederknüppelt“, wächst ein verkümmertes Wesen heran.  

Die schlimmsten Hundebesitzer sind die humorlosen Pedanten. Auseinandersetzungen mit einem Hund müssen sein, doch danach muss es auch die “Versöhnung“ geben.  

Ist der Welpe zum Posieren auf der Couch verdonnert und bleibt ihm die restliche Welt vorenthalten,  ergeht  es ihm nicht besser.  

Empfehlung: Setzen Sie sich nach den Tagen der Eingewöhnung mit dem Welpen auseinander, bestimmen Sie die Dauer des Spiels (das wichtig ist für die Festlegung der Rangordnung), bestimmen Sie die Ruhephasen (zum „Herunterfahren“), legen Sie bei kleinen Spaziergängen den Radius fest. Dies und noch viel mehr erwartet Ihr kleiner Hausgenosse von Ihnen. Doch er erwartet auch, dass sie zur Versöhnung mit ihm spielen, ihm zeigen, dass er zum Rudel gehört.  

Und selbst wenn der Hund  Glück hat und der Mensch sich als aufgeklärter Rudelführer entpuppt mit theoretischem und (wichtiger!) und praktischem Wissen, kann noch einiges schief gehen , kaum etwas, das nicht reparabel ist, aber manches vermeidbar.  

Es gibt „Missverständnisse“, die von Mensch und Hund nicht gewollt sind, die aber Auswirkungen auf seine Entwicklung und seinen Charakter haben.  

Ein Welpe kann es nicht verstehen, dass er im neuen Zuhause aus dem Rudel isoliert wird und zum Beispiel in der Küche schlafen soll, angeblich, damit er sich sofort an seinen neuen Schlafplatz gewöhnt.  Er wird die ganze Nacht erbärmlich jammern. Nur  Züchter wissen, wie Welpen schreien, wenn sie sich mit sechs Wochen im Garten verlaufen haben und plötzlich alleine sind. Für einen Wolfswelpen wäre das der sichere Tod. Man stelle sich vor, was in einem zwei Monate alten Welpen vorgeht, der allein in den Zwinger verbannt wird. Gott sei Dank ist diese Haltung bei Setter Liebhabern nur die groteske Ausnahme.  

Empfehlung: Ein Hundekorb in Bettnähe, oder besser ein oben offener „Zimmerkennel“, damit jederzeit eine streichelnde Hand beruhigen kann. Letztere neue Erfindung hat bei entsprechender Größe auch den Vorteil, dass der Welpe schnell stubenrein wird, da kein „Nestbeschmutzer“. (Natürlich ist das keine Aufforderung, einen Hund sein Leben lang im Käfig zu halten, er gehört in die Familie, nur hier kann er sich richtig entfalten.)  

Der besorgte Welpenkäufer wird zu Hause sofort eine Mahlzeit für den Neuankömmling zubereiten. Die wenigsten aber stürzen sich sofort auf das  (hoffentlich vom Züchter mitgegebene) Futter.  

Selbst, wenn man auf der Heimfahrt alles richtig gemacht hat und der Welpe sich richtig an den neuen Menschen kuscheln konnte, kann ihm übel sein oder es sind die neuen Eindrücke, die ihn vom Fressen abhalten oder  er vermisst seine Geschwister und die Rangelei um den Fressnapf.  

Beim Fressen entwickeln sich zahlreiche Missverständnisse zwischen Mensch und Hund.  

Die neuesten Erkenntnisse über die Erforschung von Spiegelneuronen (spezielle Verschaltungen von Nervenbahnen im Gehirn, die für das Einfühlungsvermögen des jeweiligen Individuums zuständig sind) beim Menschen haben ergeben, dass es eine größere Übereinstimmung der Verschaltungen  zwischen Mensch und Hund gibt als zwischen Mensch und Schimpanse, obwohl mit letzterem 98% genetische Übereinstimmung besteht. Der Hund kann sich also in unsere Gefühlswelt hineinversetzen, es besteht aber auch das Risiko einer potentiellen Überforderung.  

Zu dieser kommt es, wenn der besorgte Mensch an seinem Welpen verzweifelt, der konsequent die Futteraufnahme verweigert, zuletzt nur weil, er einen nervösen, verärgerten und ratlosen Menschen vor sich hat. All das kann er erkennen, das Unwohlsein des Menschen überträgt sich auf ihn und jetzt kommt es zur falschen Verknüpfung. Er glaubt, das hänge mit dem Futter zusammen. Also wird er es umso mehr ablehnen. Ein Teufelskreis.  

Die Fallbeispiele sind zahlreich, die Variationen von tragisch bis lustig. Eine alte Dame, die Nächte lang mit dem Futternapf am Bettchen des Welpen saß oder ein Herr, der seine Mahlzeiten am Couchtisch einnahm, auf der einen Seite sein Teller, auf der anderen der Napf des Hundes, dies mit der Hoffnung Futterneid zu erzeugen.  

Empfehlung: Gehen sie die Sache gelassen an, zwingen sie keinen Hund zum Fressen. Frist der Hund weniger, sorgen sie dafür, dass die Nahrung mit zusätzlichen Mineralien und Vitaminen versehen ist.  

Auf psychischen Druck bei Futteraufnahme reagiert jeder Hund mit Ablehnung. Vor Jahren gab es einen Hundebesitzer, der seinen Hund buchstäblich vor Ausstellungen zwang Fleischhappen zu schlucken, weil er ihn zu dünn glaubte, ein unwürdiges Drama für Hund und Mensch.   

Hunde bevorzugen einen bekannten Löseplatz, also entschließt sich ein Welpe erst mit voller Blase sich zu entleeren und das kann dauern, weil er den neuen Garten nicht kennt. Es ist unvernünftig, von einem Welpen zu erwarten, dass er dies auf einem Spaziergang tut in einer völlig fremden Umgebung mit zahlreichen neuen optischen und akustischen Reizen, die ihn in Panik versetzen.  

Auch in diesem Bereich gibt es die besagte Fehlverknüpfung. Reagieren Sie nie mit Unmut auf einen jungen Hund, der sich nicht sofort löst. Er wird ihr Verhalten mit dem Löseplatz verbinden und diesen erst recht meiden.  

Hunde meiden natürlich auch „vollgepflasterte“ oder vollurinierte Löseplätze. Für eine sensible Hundenase muss dies ein Gräuel sein. Ich habe nie verstanden, wie Schweizer Gemeinden erwarten können, dass sich Hunde auf ihren kleinflächigen Hundetoiletten lösen. Die Geschäfte seines Hundes  auf öffentlichen Wegen  zu beseitigen, ist etwas Selbstverständliches und kann nicht hinterfragt werden.  

Empfehlung: Bei vielen Züchtern befindet sich außen ein Löseplatz mit Holzspan, Stroh oder Sägemehl. Lassen Sie sich etwas von diesem Material mitgeben und streuen Sie es im Garten an die Stelle des neuen Löseplatzes. Welpen, die Zeitungen kennen, nehmen auch diese gerne an.  

Verzweifeln sie nicht, wenn sie im Regen stehen und der Hund sein Geschäft nicht schnell erledigt.  Unmut oder Ungeduld führt im Gehirn des Junghundes zu einer falschen Verknüpfung. Er wird Regen als etwas Unangenehmes  abspeichern und in Zukunft versuchen zu meiden.  

Problematisch wird es auch, wenn ein junger Hund Menschen auf Reisen begleitet. Die neue Umgebung schafft immer wieder neue Eindrücke, die für den Welpen enorm wichtig sind, der Besitzer braucht aber sehr viel Geduld und Zeit, um den jungen Hund mit jeder neuen Situation vertraut zu machen.  

Ähnlich oder für den Hund noch komplexer ist der Besuch der ersten Ausstellung  in einer Halle für den jungen Hund. Es ist gegen Ausstellungen überhaupt nichts einzuwenden, wenn der Hund vorsichtig in dieses Umfeld eingeführt wird. Ich habe viele Hunde erlebt, welchen die Ausstellung Spaß macht, natürlich aber auch vor Wut kläffende Hunde in einer kleinen Box.  

Einen Hund im Ring vorzuführen, setzt wochenlange Vorarbeit voraus. Damit der Richter einen Hund beurteilen kann, muss dieser sich entspannt und nicht verkrampft präsentieren. Das muss geübt sein.  

Dazu gehört für den Hund die positive Verknüpfung. Diese erreicht man durch Belohnungshäppchen und tägliches „Hinstellen“. Versucht man das erst einige Tage davor oder am Tag der Ausstellung, kommt für Hund und Vorführer Nervosität dazu, was unweigerlich zum Gegenteil führt. Der Hund verbindet die Ausstellung  mit etwas Negativen. Eine nachträgliche Korrektur kann dauern. Bei meinem Richten in England beeindruckte mich der sanfte Umgang mit den Hunden bestimmt genauso wie deren Erscheinungsbild.  

Es gibt so viele schöne Geschichten zu diesem Thema:  Fenja, die mich ohne Leine durch die Menschenmassen begleitet und unangeleint auf Frauchens Jacke gebettet ihrem Auftritt entgegendöst und weiß, dass sie zum richtigen Augenblick erwachen muss, um sich temperamentvoll zu präsentieren, ist nur eine davon.  Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Hunde, die häufig durch mangelndes Einfühlungsvermögen des Besitzers nur mit Widerwillen eine Halle betreten.  

Empfehlung: Bringen Sie viel Zeit mit, dies besonders beim Betreten der Halle. Bleiben Sie mit Ihrem Hund in der Nähe des Eingangs, spielen Sie mit ihm, belohnen Sie ihn und schaffen Sie im Kopf Ihres  Hundes eine positive Verknüpfung zu dem neuen Umfeld. Ein ausstellungserfahrener  Begleithund, der die Halle gelassen betritt,  gibt dem jungen Hund Sicherheit. Leider verfügt eine Ausstellungshalle über einen  ausgeprägten Geräuschpegel an den Ihr Hund sich erst gewöhnen muss. Bereiten Sie Ihren Hund mit viel Freundlichkeit und genügend Vorlauf auf diesen Auftritt vor.  

Schwieriger ist eine Vorbereitung, durch die man die erste Silvesterknallerei, die auf den jungen Hund buchstäblich hereinbricht, „abfedern“ kann.  

Das Repertoire von Hunden, die sich unter der Couch, im Kleiderschrank oder im letzten Winkel des Schlafzimmers verkriechen, versehentlich einen Böller vor die Nase geschossen bekommen und ein Leben lang schussscheu sind,  ist riesig. Wenn  man nicht die Möglichkeit hat, ins „ballerfreie“ Ausland (und das liegt nicht nahe der deutschen Grenze) zu reisen, „muss man durch.“  

Doch man kann als Besitzer(Familie) viel tun.  

Empfehlung:  Leisten Sie Vorarbeit, indem Sie die sporadischen harmloseren Böller der Nachbarkinder nutzen um Ihren jungen Hund „aufzubauen“. Geben Sie ihm nicht das Gefühl, dass dieser Krach etwas Besonderes ausmacht, tun sie so, als würden Sie selbst die Knallerei  ignorieren, spielen (toben)Sie dabei verstärkt mit ihrem Hund. Versuchen Sie eine positive Verknüpfung herzustellen.  

Am Silvesterabend nutzen Sie am besten die Zeit des Abendessens für den letzten Spaziergang. Es ist die Zeit, in der sich die Schießwütigen für den „Kampf“  stärken und Sie könnten Glück haben und Ihr Hund kann in Ruhe sein Geschäft erledigen.  

Bleiben Sie an diesem Abend, wenn Sie einen jungen Hund haben, zu Hause. (Bei Nachfrage kann ich Ihnen im Interesse Ihres Hundes ein herrliches Silvestermenü  zusammenstellen.)  

Wenn es richtig losgeht, schließen Sie die Rollläden, spielen Sie mit Ihrem Hund: Zum Beispiel Plastikflaschen durch den Flur rollen und einiges mehr. Auch ein Fernseher oder eine Stereoanlage, die dem Hund nicht unbekannt sein dürfen, können sich als nützlich erweisen.  

Wenn Sie auf Ihren Hund eingehen, überstehen Ihr Hund und Sie unbeschadet diesen Abend. Bei uns hat es immer geklappt. (Traurig nur für die armen Hunde, die diese Nacht im Zwinger verbringen.)  

Läuft alles gut,  ist der Hund um eine Erfahrung reicher.  

Das Heranführen an neue optische und akustische Reize macht ihn alltagstauglich für unsere moderne Welt. Ein junger Hund ist neugierig und für viel Neues offen, wenn er den Rudelführer an seiner Seite weiß.  

Empfehlung: Suchen Sie nicht das Besondere, konfrontieren Sie ihren Hund mit normalen alltäglichen Situationen: fremde Menschen, Straßenlärm, Fahrzeuge, Leuchtreklamen etc.  

In manchen Hundeclubs gibt es Wesenstests, die ich für sehr sinnvoll halte. Ehrgeizige Besitzer/Züchter bereiten ihre Hunde auf diese Prüfung vor, indem sie mögliche abzuprüfende Situationen nachstellen, dabei wäre es so einfach, den Hund nur mit der alltäglichen Welt zu konfrontieren. Ein gut dressierter Zögling wird Flatterbänder ignorieren, den Lärm der Motorsäge tolerieren aber vor einer Gruppe vorbeiziehender Kinder Reißaus nehmen.  

Im Erwachsenenalter kommt dann noch eine sinnvolle Beschäftigung dazu, denn es ist nichts schlimmer für einen Hund , als zum Müßiggang verurteilt zu sein.  

Es kommt einer psychischen Verarmung gleich. Der Tatendrang „ist einem Welpen in die Wurfbox gelegt“. Wenn man einen Junghund nicht beschäftigt, werden Teppiche und Schuhe in Mitleidenschaft gezogen. Missverständnisse sind vorprogrammiert, da drakonische Strafen, die viel später folgen, von ihm als Willkür gedeutet werden. Nur wenn Sie den „Missetäter“  auf frischer Tat ertappen, ist ihr Reagieren sinnvoll.  

 Einen Hund beschäftigen heißt aber nicht, ihn unkontrolliert durch die Gegend laufen  lassen und dabei mit dem Handy durch die Welt telefonieren. Auch beim Spaziergang muss ein reger Kontakt vorhanden sein.  

Entzieht sich Ihr Hund Ihrer Aufsicht und hetzt alles, was sich am Horizont bewegt, ist die Strafe für den endlich eingefangenen Hund sinnlos, er kehrt nicht als reuiger Sünder zurück, er kehrt zurück, da er sich nach dem Rudel „sehnt“. Sinn macht es nur, wenn die Möglichkeit besteht, ihm beim Zurückkommen schimpfend eine ordentliche Entfernung entgegenzulaufen, um ihm zu zeigen, dass sein Weglaufen ein Fehler war. Diese Reaktion verbindet er mit seinem Davonlaufen und es entsteht keine falsche Verknüpfung.  

 E i n   H u n d   w i l l   a r b e i t e n.  

Auch die lieben und ausgeglichenen Hunde wachsen als Jagdhunde über sich hinaus. Der Wolf, der Beute machen möchte, wird wieder zum Leben erweckt. Es gibt kein Bild, das auf mich beeindruckender wirkt, als ein Hund, der fest vorsteht. Diese Konzentration, diese Kraft und das Hochgefühl, wenn das Wild abstreicht, berauschen mich immer wieder aufs Neue.  

Jahrzehnte lang schufen Hundeführer bewusst Fehlverknüpfungen im Kopf des Hundes, indem sie das Verfolgen des Wildes durch einen Stromstoß unterbanden (Teletaktgerät). Das flüchtende Wild wird mit Schmerz assoziiert und darauf verzichtet der Hund. Doch bei gründlicher Ausbildung geht es auch anders. Dann muss natürlich das Zusammenspiel Hund – Hundeführer stimmen. (Übrigens geht die Wissenschaft heute davon aus, dass Stromschläge beim Hund Epilepsie auslösen können.)  

Natürlich kann nicht jeder mit seinem Hund im Feld arbeiten. Es gibt so viele Möglichkeiten Ersatz zu schaffen: Apportiertraining, Gehorsamstraining, Agility, etc.  

Erst durch die Arbeit mit dem Menschen entsteht eine Partnerschaft. Natürlich steht der Part des Rudelführers dem Menschen zu. Ich habe oft festgestellt, wenn ein Hundebesitzer zum Beispiel seinem Hund das perfekte Apportieren beigebracht hat (d.h., der Wolf überlässt dem Rudelführer die Beute), sind die Fronten geklärt und der Hund ordnet sich dem Menschen freiwillig unter.  

Wer mehrere Hunde besitzt, weiß, dass Hunde im Gegensatz zu Wölfen bis ins hohe Alter spielen (die Wissenschaft bezeichnet dies als neotenes Verhalten, also ein Verhalten, das stets kindlich bleibt). Im diesem Spiel klären sie die Rangordnung,  bauen Aggressionen ab und soziale Bindungen werden gefestigt. Beim Einzelhund ist der Mensch gefragt. Spielerisch kann er seine Position deutlich machen. Wie langweilig muss für einen Hund ein Besitzer sein, der nicht mit ihm spielt. Ein Hund achtet den Menschen als (übergeordneten) Sozialpartner.  

Letzte Empfehlung: Lassen Sie Ihren Hund Hund sein, erarbeiten Sie sich schrittweise im Alltag Ihre Rolle als Rudelführer und genießen Sie das Zusammenleben mit einem Hund, der sich Ihnen freiwillig unterordnet, weil er sie achtet.